Gründungsphase

Jesuitenpater Alois Mathiowitz, ein Kaufmannssohn aus Bozen, mütterlicherseits verwandt mit dem Tiroler Freiheitskämpfer Peter Mayr, dem Wirt an der Mahr, war es, der sich um 1900 der schulentlassenen männlichen Jugend annahm. Nach seiner Priesterweihe 1878 war er Studienpräfekt, Redaktionsgehilfe und schließlich Seelsorger im Innsbrucker Gefangenenhaus. Hier mag in ihm wohl der Gedanke wachgeworden sein, der "gestrandeten und verwahrlosten Jugend" seelische Betreuung und Hilfe zukommen zu lassen. So sammelte er an Sonntagnachmittagen junge Burschen um sich und suchte ein Heim für sie. Nach langen Bemühungen wurde ihm in der Schule von St. Nikolaus ein Schulzimmer überlassen. Allerlei Schwierigkeiten stellten sich ein. Durch Zufall erfuhr er, dass in Pradl ein Anwesen käuflich zu erwerben wäre. Bald fanden sich gütige und großzügige Menschen, die ihm halfen, 1900 mit dem Bau eines Heimes zu beginnen. Viele junge Männer standen Mathiowitz beim Aufbau zur Hilfe, sodass 1901 zur großen Freude der Jugend und der Eltern ein Heim fertig stand. Aus diesem Heim ging der Peter-Mayr-Bund hervor. Es begann nun fröhliches Treiben mit sportlichen und unterhaltenden Veranstaltungen.


Plan von 1918
Plan von 1918

Es stand also ein "stattliches Haus als Arbeiterjugendheim mit Räumen für Theateraufführungen und Turnen sowie ein Spielplatz mit Schwimmbad“ zur Verfügung. Im straßenseitigen in massiver Bauweise errichteten Haupttrakt waren zwei Säle für einen Kindergarten und ein Theatersaal mit Bühne und Garderobe, im gartenseitig gelegenen Anbau in Holzriegelfachwerk Aborte, Garderobe, Waschraum und einige Jugendzimmer untergebracht.

 

Jugendheimpräses P. Mathiowitz sicherte sich 1919 die Grundrechte des Hauses und dessen Liegenschaft unter dem Titel: "Hilfsverein zum Wohle der männlichen Jugend der Stadt Innsbruck". Die geistige Führung und Leitung des Jugendheims hatten die Jesuiten bis 1932 inne.


Dann wurde die Leitung an den Kooperator von Pradl Ludolf Parigger übergeben. Dieser machte aus dem pfarrlichen „Jünglingsbund" einen "Burschenverein." Er war auch Kurat einer Pfandfindergruppe, für die er die alte, außer kirchlichem Gebrauch stehende Pradler Pfarrkirche im Jahr 1925 zu einem "Jugend- und Volksbildungsheim" umgestaltet hatte. Mit dieser Übernahme wurde er Präses des Peter-Mayr-Bundes und auch Präses des Pradler Jugendheims. Kooperator Ludolf Parigger ging an die Renovierung des Heims, welches durch eine Aufstockung vergrößert wurde. Aus den Reihen des Peter-Mayr-Bundes wurde eine Musikkapelle gegründet, die sich Pradler- und Feuerwehrmusikkapelle nannte. Seit dem Rückzug der Jesuitenpatres wurde das Jugendheim, das vorher für die männlichen Lehrlinge der ganzen Stadt bestimmt war, immer mehr zu einem Zentrum der Pfarre Pradl.


Zweiter Weltkrieg und Nachkriegsjahre

1937/38 wurde das Pradler Jugendheim beschlagnahmt und das ganze Haus der NS-Volkswohlfahrt übergeben. Der Pfarrkindergarten wurde noch einige Zeit weitergeführt. Später wurde das Haus für Rüstungszwecke benützt, der Vereinssaal zum Feuerwehrmagazin und die Peter-Mayr-Stube zu einem Betonbunker umgebaut. 1945 war das Jugendheim ausgeplündert. Die erste Sorge war es, den Pfarrkindergarten wieder ins Leben zu rufen. Auf Kosten der Pfarre wurde es ermöglicht, den Saal des Jugendheimes benutzungsfähig zu machen. Kooperator Joachim Schramm half als neuer Präses tatkräftig mit.

1937/38 wurde das Pradler Jugendheim beschlagnahmt und das ganze Haus der NS-Volkswohlfahrt übergeben. Der Pfarrkindergarten wurde noch einige Zeit weitergeführt. Später wurde das Haus für Rüstungszwecke benützt, der Vereinssaal zum Feuerwehrmagazin und die Peter-Mayr-Stube zu einem Betonbunker umgebaut. 1945 war das Jugendheim ausgeplündert. Die erste Sorge war es, den Pfarrkindergarten wieder ins Leben zu rufen. Auf Kosten der Pfarre wurde es ermöglicht, den Saal des Jugendheimes benutzungsfähig zu machen. Kooperator Joachim Schramm half als neuer Präses tatkräftig mit.

 

 

Der Hilfsverein wurde wieder aktiviert und Hofrat Dr. Karl Klaar wurde dessen Präsident. 1951 übernahm Landesoberbaurat Hofrat Hermann Jung die Präsidentschaft, die er für die nächsten 50 Jahre behalten sollte. Pfarrer Alfons Kröß wurde Vizepräsident. Zunächst hatte man einen siebenjährigen, kostspieligen Prozess mit der Finanzbehörde zu führen, um wieder die Besitzsicherung des Jugendheims zu erreichen. Das gesamte Haus bedurfte einer gründlichen Renovierung. Die sanitären Anlagen mussten vollständig erneuert werden. Der Saal erfuhr eine gänzliche Umgestaltung, neue Räume wurden geschaffen.

 

1955 und 1956 kam es zu einem weiteren großen Bauabschnitt im Jugendheim: Neudeckung des Saaldaches, Absenkung des Bühnen- und Garderobenbodens, Einbau zweier Geschäftslokale, Herstellen einer neuen Kellerdecke, Umbau der Kellerräume, Einbau der Zentralheizung für alle erdgeschossigen Räume und Saal, Ersetzen von zwei 10.000-Liter-Öltanks im Garagenhof. Der nordseitige baufällige Zubau wurde durch einen Massivbau für die sanitären Anlagen und einige kleinere Jugendzimmer ersetzt.


Von 1946 bis 1957 waren es für den Verein arbeitsintensive Jahre. Die folgenden Jahre waren ruhiger und standen im Zeichen von Verwaltungs- und Instandhaltungstätigkeit. 1965 brachte Herr Erich Purtscheller, damaliger Schriftführer des Vereins, den Vorschlag zu einer Neufassung der Vereinsstatuten ein, welche 1980 beschlossen werden konnten. Der Vereinsname wurde auf "Verein Jugendheim Pradl 1899" abgeändert. Der Begriff der Gemeinnützigkeit wurde in den Statuten berücksichtigt.

In neuerer Zeit

2012 wurde in einer weiteren Baustufe der Pfarrkindergarten neu gebaut und im nördlichen Teil in den großen Garten des Jugendheimes erweitert. In den Jahren 2018-2020 kam es zu umfassenden Renovierungsarbeiten im ersten und zweiten Obergeschoß. Die Jugendräumlichkeiten wurden vom. 2. Stock in den ersten Stock verlegt, im 2. Stock wurden Wohnungen geschaffen. Eine zentrale WC-Anlage im Erdgeschoß dient für das gesamte Haus (mit Ausnahme der Wohnungen). Auch sonst erfuhr das Jugendheim Pradl in den letzten Jahren intensive Erneuerungen und Aufwertungen, sodass viel buntes Leben und Treiben im Haus stattfinden kann.

 

Laut dem Buch des langgedienten Präsidenten Architekt Hermann Jung "Der Weg einer Idee" (eine Chronik bis 1992) werden die Herren P. Mathiowitz, Wach, Mag. Josef Malfatti, Dr. Karl Klaar, Dr. Ferdinand Schaufler, Pfarrer Kröß und Regierungsrat Franz Richter als wesentliche Wegbegleiter des Jugendheimes Pradl genannt. Dies sind wohl nur einige wenige, welchen den Weg des Heimes maßgeblich mitgestalteten. Im Sinne einer guten Weiterentwicklung unseres Jugendheimes ist zu hoffen, dass auch in Zukunft wohlwollende Freunde des Jugendheimes gefunden werden. Allen ehrenamtlichen und sonstigen Freunden und Verantwortungsträgern ist zu danken, dass dieses Haus eine so abwechslungsreiche und lebhafte Geschichte erfahren durfte und heute insgesamt in gutem Zustand zum Wohle der Jugend in Pradl erhalten ist. Danke!

 


Roman Schöggl und Siard Hörtnagl

April 2022

Aktueller Vorstand im Verein Jugendheim Pradl

Für die Funktionsperiode vom 07.01.2020 - 06.01.2023 sind folgende Personen im Vorstand:

Obmann: Rechtsanwalt Dr. Johannes Roilo

Obmannstellvertreter: Pfarrer MMag. Maximilian Thaler